ZDFkultur zeigt in der “Digitalen Kunsthalle” eine Ausstellung über NS-Raubkunst

Saulmann, von Klemperer, von Bleichröder, Rubinstein: Diese vier Namen stehen stellvertretend für die Schicksale unzähliger jüdischer Familien während der NS-Zeit – und sie stehen stellvertretend für das Schicksal bedeutender privater Sammlungen, die von den Nationalsozialisten gestohlen, auseinandergerissen, verkauft oder zerstört worden sind. Die Ausstellung “Geraubte Kunst”, die ZDFkultur ab sofort unter https://digitalekunsthalle.zdf.de zeigt, dokumentiert erstmals in virtuell begehbaren Räumen die Verlustgeschichte der einstigen Sammlungen von Ernst und Agathe Saulmann, Gustav von Klemperer, James von Bleichröder und Arthur Rubinstein. Sie zeigt am Beispiel ausgewählter Werke aus diesen Sammlungen, wie der NS-Raub vonstattenging, wie der Kunstmarkt von der Zwangslage jüdischer Kunstbesitzer profitierte und wie Museen heute mit möglichen Restitutionsfällen im Sinne der Washingtoner Erklärung umgehen.

Die Schau entstand im Austausch mit den Provenienzforschern bedeutender deutscher Kultureinrichtungen: der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dem Städel Museum in Frankfurt, die insgesamt vier Fälle für die Produktion bereitgestellt haben. Sie waren in den Besitz von Raubkunst aus jenen Sammlungen gelangt, an die nun in der Ausstellung in der “Digitalen Kunsthalle” erinnert wird. Inzwischen wurden diese Objekte an die rechtmäßigen Eigentümer restituiert und teilweise im Anschluss wiedererworben. Präsentiert wird unter anderem ein “Pinseläffchen” des Modelleurs Johann Joachim Kaendler der Porzellanmanufaktur Meissen (um 1730), das einst Eigentum der Dresdner Bankiersfamilie von Klemperer war. Aus der Sammlung des schwäbischen Textilfabrikanten Ernst Saulmann und seiner Frau Agathe stammen eine Madonna mit Kind aus dem 14. Jahrhundert und das Relief “Drei Engel mit dem Christuskind” (um 1430) aus dem Umkreis von Hans Multscher. Das um 1530/40 geschaffene Gemälde “Die Auferweckung des Lazarus” gehörte einst der Bankiersfamilie Bleichröder, und aus der Privatbibliothek des Pianisten Arthur Rubinstein ist eine Ausgabe von Miguel de Cervantes’ “Don Quijote” zu sehen.

Neben diesen Objekten, die auf ganz unterschiedlichen Wegen in die Institutionen gelangten, werden in der Ausstellung in vier Filmen die vier Sammlungen vorgestellt und die Geschichten ihrer Besitzer geschildert, wobei jeweils verschiedene Aspekte von Raub und Restitution thematisiert werden. Im “Raum der Stimmen” kommen zudem in kurzen Videoclips renommierte Expertinnen und Experten zum Thema NS-Raubkunst zu Wort. Darunter Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die über die “Notwendigkeit rückhaltloser Aufklärung” spricht. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, äußert sich zur Verantwortung von Museen und Kulturinstitutionen. Gilbert Lupfer, Kunsthistoriker und ehrenamtlicher Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, sucht Antworten auf die Frage, warum Provenienzforschung und Restitutionen erst so spät begannen. Und Stuart E. Eizenstat, Diplomat und Mitinitiator der Washingtoner Konferenz von 1998, auf der die Prinzipien für den Umgang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut festgelegt wurden, erläutert, welche Zwecke die Nationalsozialisten mit dem Raub jüdischer Sammlungen verfolgten.

Die digitale Ausstellung “Geraubte Kunst” widmet sich einem gesellschaftlich höchst relevanten Thema und trägt dazu bei, es stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Damit erfüllt sie zentrale Zielsetzungen, die bei der Gründung von ZDFkultur vor einem Jahr formuliert wurden: Kultur für alle zugänglich zu machen, das kulturelle Gedächtnis zu fördern, einen Raum zu bieten für fundiertes Wissen, aktuelle Diskurse und neue Perspektiven.

Eingebettet in die ZDFmediathek bündelt ZDFkultur Inhalte aus unterschiedlichen Bereichen wie Kunst, Literatur und Musik – und ist selbst als Kulturproduzent tätig. Anlässlich des Jahrestages von ZDFkultur am 13. Februar 2020 erhält die “Digitale Kunsthalle” ein neues, optimiertes Design.

Parallel zur Ausstellung entstand die Dokumentation “Geraubte Kunst. Jüdische Sammlungen im Nationalsozialismus” von Felix von Boehm und Constantin Lieb, die unter https://zdf.de/kultur/kulturdoku/geraubte-kunst-100.html zu sehen ist und beispielhaft vom Schicksalsweg von Ernst und Agathe Saulmann und ihrer Kunstsammlung erzählt.

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Dr. Britta Schröder, , Katharina Rudolph, ; Presse-Desk, Telefon: 06131 – 70-12108,

Ausstellung “Geraubte Kunst” in der “Digitalen Kunsthalle”: https://digitalekunsthalle.zdf.de/geraubtekunst/index.html

Doku “Geraubte Kunst. Jüdische Sammlungen im Nationalsozialismus” in der ZDFmediathek: https://zdf.de/kultur/kulturdoku/geraubte-kunst-100.html

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14. Februar 2020