„Bei meinem nächsten Besuch in London werde ich noch einmal nach der Herkunft fragen; ich bin jedoch nicht sehr optimistisch, dass viel dabei herauskommt.” So schreibt 1961 ein Verkäufer über den unklaren Hintergrund eines Ankaufs für das Lüneburger Museum.
Das Zitat steht nicht von ungefähr im Titel der Ausstellung: denn es geht bei der Provenienzforschung immer darum, nachzufragen und nachzuhaken, noch einmal genauer hinzusehen – auch wenn dies nicht immer erfolgversprechend und manchmal unbequem erscheint.
Schon lange gehört es zum Alltag von Museen, die Herkunft, „Provenienz”, von Sammlungsstücken zu erforschen. Seit einiger Zeit konzentriert sich Provenienzforschung auf Objekte, die in der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 geraubt oder unter Verfolgungsdruck veräußert worden sein könnten. Grundlage dafür ist die Washingtoner Erklärung von 1998. Ihre Unterzeichnerstaaten verpflichten sich darin, in öffentlichen Institutionen nach NS-Raubkunst zu suchen, die Eigentümer und Erben ausfindig zu machen und „gerechte und faire Lösungen” zu finden. Die Bundesrepublik nimmt diese Selbstverpflichtung sehr ernst und fördert seit Jahren Projekte zur Provenienzforschung in Museen und Bibliotheken.
Eine solche Förderung hat es auch dem Museum Lüneburg ermöglicht, in den letzten vier Jahren seine Bestände systematisch noch einmal nach der Herkunft zu befragen und NS-Raubkunst zu identifizieren. Zum Abschluss des Projekts bietet die Werkstattausstellung einen Einblick in die Methoden, Recherchen und Ergebnisse der Provenienzforschung in Lüneburg.
Mörser aus Osnabrück von 1579, Geschenk an das Museum für das Fürstentum Lüneburg von 1940
Arthur Illies, Blick auf Lüneburg, 1921, Ankauf des Museums 1977, zwischen 1933 und 1945 zeitweilig im Besitz von Otto Telschow
Silberne Ohrenschüssel des Lüneburger Goldschmieds Franz Andreas Reinbeck, um 1710, Ankauf des Museums 1982 (Auktionskatalog „Highly Important Silver”, Christie’s Genf, 12.5.1982), Provenienz ungeklärt
Anders als in großen Kunstmuseen geht es hier nicht um wertvolle Gemälde oder Skulpturen, sondern vorrangig um Alltagsgegenstände, Möbel und Kunsthandwerk. Im Mittelpunkt stehen die Geschichten hinter den Objekten: Welche Biografien sind mit ihnen verbunden? Wie gelangten die Stücke über Auktionen und Kunsthandel nach Lüneburg? Und wie ernst hat das Lüneburger Museum jeweils die Frage nach der Provenienz genommen?
Liste der 1940 aus dem Nachlass von Marcus Heinemann gekauften Objekte, Akte „Nachlaß Heinemann”, Museum Lüneburg
Marcus Heinemann und Tochter Emilie im Garten des Heinemann-Hauses, Bäckerstraße 23, ca. 1905. Fotograf: Willy Heinemann (Sammlung Goeske)
Entlang dieser Fragen haben sich die Recherchen in den vergangenen Jahren bewegt. Die Ausstellung zeigt, wie Provenienzforschung vor Ort abläuft – mal ist sie spannende Detektivarbeit, mal bewegende Familienforschung, mal detaillierte Quellenanalyse – und was sie mehr als siebzig Jahre nach Kriegsende zur Lokal- und Museumsgeschichte beitragen kann.
Ort: Marcus-Heinemann-Saaal
Eintritt: 3,- € (beim Kauf einer regulären Eintrittskarte ist der Eintritt inbegriffen)
Weitere Informationen:
Flyer zur Ausstellung (1,7 MB)
Plakat zur Ausstellung (721 KB)
Weiterführende Links zum Thema:
Provenienzforschung am Museum Lüneburg
Rückgabe von Museumsobjekten an die Erben des Lüneburger Kaufmanns Hirsch Lengel (2017)
Familientreffen der Heinemann-Nachfahren (2015)
Der Marcus-Heinemann-Saal
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So., 21.01.18, 14:30 Uhr | Sonntagsgeschichte
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Jüdische Familien und das MuseumAnneke de RudderTreffpunkt: Foyer Neubau, die Führungg ist im Museumseintritt inbegriffen
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Do., 25.01.18, 18 Uhr | Ausstellungseröffnung
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„Noch einmal nach der Herkunft fragen …”Provenienzforschung am Museum LüneburgOrt: Marcus-Heinemann-Saal, Eintritt frei
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So., 28.01.18, 14:30 Uhr | Sonntagsgeschichte
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„Noch einmal nach der Herkunft fragen …”Provenienzforschung am Museum LüneburgAnneke de RudderFührung durch die AusstellungTreffpunkt: Foyer Neubau, im Museumseintritt inbegriffen
Veranstaltungsort
Museum Lüneburg
Willy-Brandt-Straße 1
21335 Lüneburg