LostLift Datenbank des Deutschen Schifffahrtsmuseums online

Informationen über enteignetes Umzugsgut jüdischer Flüchtlinge in der NS-Zeit sind jetzt unter https://lostlift.dsm.museum abrufbar.

Das Team der Provenienzforschung des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte hat die erste Datenbank gelauncht, über die Umzugsgut jüdischer Flüchtlinge gesucht werden kann, das während des Nationalsozialismus enteignet wurde.

Seit 2018 untersuchen zwei vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderte Forschungsprojekte am DSM die Prozesse der Enteignung von jüdischen Personen in den Häfen Bremen und Hamburg. Dr. Kathrin Kleibl und Susanne Kiel sichten tausende Dokumente aus den Staatsarchiven in Hamburg und Bremen. Hinweise zu versteigerten Möbeln, Musikinstrumenten oder Gemälden haben sie in den vergangenen Jahren in die LostLift Datenbank eingepflegt – die erste und einzige dieser Art bisher. 5.500 Einträge im Personenregister gibt es bereits. Weitere rund 3.200 eingetragene konkrete Fälle von Beraubung kommen dazu. Jeder Eintrag rekonstruiert, entsprechend der Überlieferungssituation, den Weg des Umzugsgutes einer Familie – vom Verlassen der Wohnung mit einem Spediteur bis zur Beschlagnahmung in einer Hafenstadt und schließlich der Versteigerung des Eigentums. Die Akten der von den Familien in der Nachkriegszeit beantragten Rückerstattungsverfahren vervollständigen das Bild. Zudem sind nun Informationen zu den einzelnen Beteiligten – geschädigte Familien selbst, Speditionen, Gerichte oder Kaufende der Gegenstände – online suchbar.

„Wir wollen mit der Datenbank auf diesen bisher wenig aufgearbeiteten Aspekt der Beraubung der Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus aufmerksam machen und Menschen – vor allem in Bremen und Hamburg – animieren, uns weitere Hinweise zu geben.“, sagt Kathrin Kleibl. . Die deutsch-englische Datenbank wächst mit jedem Eintrag:„Was wir machen, hätte schon viel früher geschehen müssen. Aber in der Gründungsphase der Bundesrepublik schwieg man, um mögliche Reparationszahlungen abzuwenden und, um nicht weiter mit der Schuld konfrontiert zu werden. Wir treten, wenn man so will, in die Fußstapfen der damaligen Landesämter für Wiedergutmachung, nur gehen wir in unseren Recherchen noch weiter: Wir machen sichtbar, dass auch die ins Ausland geflohenen Menschen Opfer des nationalsozialistischen Deutschlands gewesen sind“, so Susanne Kiel.

Die LostLift Datenbank ist abrufbar unter: https://lostlift.dsm.museum

Artikel-Informationen

6. September 2023