An der Universität Bonn hat ein Projekt begonnen, das darauf abzielt, die bisherige internationale Verfahrensweise bei Restitutionen nationalsozialistischen Raubguts rechtlich zu vergleichen. Das Projekt soll abstrakte Entscheidungsregeln und die ihnen zugrundeliegenden Gerechtigkeitserwägungen feststellen. Daraus soll ein Regelwerk entwickelt werden, das sich als Vorschlag und Argumentationshilfe für diejenigen, die noch über Restitutionen zu entscheiden oder Empfehlungen zu erarbeiten haben, versteht.
Das Forschungsprojekt konzentriert sich dabei auf diejenigen Staaten, die gemäß der „Grundsätze der Washingtoner Konferenz in Bezug auf Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden“ Restitutionskommissionen als alternative Mechanismen zur Klärung strittiger Eigentumsfragen eingerichtet haben. Diese Staaten sind Deutschland, Österreich, Frankreich, die Niederlande und das Vereinigte Königreich.
Das Regelwerk wird in englischer Sprache erarbeitet und zum Abschluss des fünfjährigen Projekts voraussichtlich 2024 veröffentlicht werden.
Geleitet wird das Projekt vom Inhaber der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Professur für Bürgerliches Recht, Kunst- und Kulturgutschutzrecht, Prof. Dr. Matthias Weller. Es wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert.
Hintergrund: Die Universität Bonn hat zum Sommersemester 2018 auf Initiative der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung zwei Professuren eingerichtet, die durch die Stiftung finanziert werden. Am Kunsthistorischen Institut der Philosophischen Fakultät hat Christoph Zuschlag die Professur für Kunstgeschichte der Moderne und der Gegenwart (19.-21. Jh.) mit Schwerpunkt Provenienzforschung/Geschichte des Sammelns inne. Die Professur von Matthias Weller an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät hat den Schwerpunkt Bürgerliches Recht, Kunst- und Kulturgutschutzrecht. Zusätzlich hat die Universität mit Ulrike Saß eine Juniorprofessur für kunsthistorische Provenienzforschung geschaffen. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste arbeitet eng mit diesem Kompetenzzentrum der Universität Bonn zusammen.