Symposium: Das Reichsarbeitsministerium im Nationalsozialismus. Verwaltung-Politik-Verbrechen

Am Dienstag, 27.06.2017

Seit einigen Jahren wird intensiv über die NS-Vergangenheit von Bundesministerien und Behörden und ihren Umgang mit der eigenen Geschichte diskutiert. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat sich dieser Debatte gestellt und 2013 eine Unabhängige Historikerkommission berufen. Unter ihrer Leitung hat eine Forschungsgruppe die Geschichte der Vorgängerbehörden des heutigen BMAS während der Zeit des Nationalsozialismus aufgearbeitet. Im Zentrum ihrer Forschungen stand das Personal und die Handlungsfelder des 1919 gegründeten Reichsarbeitsministeriums. Das konkrete Verwaltungshandeln unter den Bedingungen der NS-Diktatur und im Kontext nationalsozialistischer Arbeits- und Sozialpolitik wurde eingehend untersucht. Besondere Aufmerksamkeit fand ferner die Rolle des Ministeriums im Rahmen der Kriegswirtschaft und in den besetzten Gebieten Europas zwischen 1939 und 1945.
Das Projekt macht deutlich, dass die klassischen Verwaltungsapparate weitaus stärker in das NS-Regime und seine Verbrechen eingebunden waren, als lange Zeit vermutet wurde. Die ministerielle Bürokratie kooperierte eng mit den nationalsozialistischen Partei- und Sonderstäben. Damit werden bisherige Erklärungsmodelle, wie das einer “polykratischen” Herrschaft, infrage gestellt.
Die Unabhängige Historikerkommission hat die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes in einem Syntheseband zusammengefasst, den sie am 27. Juni 2017 im Rahmen eines Symposiums in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften vorstellen wird.

Bitte melden Sie sich bis zum 2. Juni 2017 unter www.anmeldung.bmas.de mit dem Passwort Symposium-RAM an.

Programm

09:00–10:00 Uhr
Anmeldung und Kaffee

Präsentation des Synthesebandes „Das Reichsarbeitsministerium im Nationalsozialismus. Verwaltung – Politik – Verbrechen“

10:00–11:15 Uhr
Begrüßung
Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Jürgen Kocka,
ehemaliger Präsident des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB)

Vorstellung und Übergabe des Synthesebandes
Prof. Dr. Alexander Nützenadel, Humboldt-Universität zu Berlin

Übergabe des Synthesebandes an Bundesministerin Andrea Nahles

Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Jürgen Kocka im Gespräch mit Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales

Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Jürgen Kocka im Gespräch mit der Unabhängigen Historikerkommission – (Prof. Dr. Rüdiger Hachtmann, Prof. Dr. Elizabeth Harvey, Prof. Dr. Sandrine Kott, Prof. Dr. Alexander Nützenadel, Prof. Dr. Kiran Klaus Patel, Prof. Dr. Michael Wildt)

Musikalisches Intermezzo – Klezmeyers

Präsentation der Teilstudien

11:25–12:35 Uhr
1. Panel: Das Reichsarbeitsministerium: Organisation, Personal und Politik

Das Reichsarbeitsministerium 1919–1945. Organisation, Führungspersonal und politische Handlungsspielräume
Dr. Ulrike Schulz
Neuanfänge und Kontinuitäten in West und Ost. Das Spitzenpersonal der zentralen deutschen Arbeitsbehörden
bis 1960
Dr. Martin Münzel

Kommentar
Prof. Dr. Christiane Kuller, Universität Erfurt

Diskussion – Diskussionsleitung
assoc. Prof. Dr. Kim Christian Priemel, University of Oslo

12:35–13:30 Uhr
Mittagsimbiss

13:30–14:40 Uhr
2. Panel: Handlungsfelder der Arbeits- und Sozialpolitik

Die Treuhänder der Arbeit im System der Arbeitsbeziehungen 1933–1945
Sören Eden
Die Diskriminierung jüdischer Rentner und Versicherter. Die Rolle des Reichsarbeitsministeriums und der
Rentenversicherungsträger
Alexander Klimo

Kommentar
Prof. Dr. Jane Caplan, St. Antony’s College, Oxford

Diskussion – Diskussionsleitung
Prof. Dr. Karl Christian Führer, Universität Hamburg

14:40–15:10 Uhr
Kaffeepause

15:10–16:20 Uhr
3. Panel: Krieg und Expansion

Arbeitsverwaltung, Besatzung, Kriegswirtschaft: Die staatliche Arbeitskräftelenkung im deutschen
Machtbereich 1939–1945
Henry Marx
Das „System Sauckel“: Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz
Swantje Greve

Kommentar
Prof. Dr. Ulrich Herbert, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Diskussion – Diskussionsleitung
Prof. Dr. Tanja Penter, Universität Heidelberg

16:20–16:50 Uhr
Arbeit – Macht – Schuld? Das Forschungsprojekt aus internationaler Perspektive
Prof. Dr. Mary Fulbrook, University College London

Schlusswort
Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Jürgen Kocka

anschließend Ausklang bei Getränken und Imbiss

Veranstaltungsort

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Leibniz-Saal
Markgrafenstr. 38
10117 Berlin

www.historikerkommission-reichsarbeitsministerium.de/