Das Bomann-Museum erforscht aktuell im Rahmen eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekts die Herkunft seiner Sammlung an Silberobjekten, die zwischen dem Ende des 17. und der Mitte des 19. Jahrhunderts von Celler Meistern gefertigt wurden. Wie in einigen anderen norddeutschen Museen auch, entstand eine solche Sammlung von regionalem Silber erst ab den 1960er Jahren. Dies lag besonders daran, dass die Kenntnisse zu den Stadt- und Meistermarken, unter anderem durch die Forschungen von Wolfgang Scheffler, erst seit diesem Zeitpunkt der Kunst- und Fachwelt bekannt sind. Dennoch hatte das Celler Silber wegen seiner Qualität schon zur Zeit seiner Herstellung einen weit über Celle hinausgehenden Absatzmarkt gefunden und gelangte später auch in große Silbersammlungen.
Auch wenn der Erwerb der Silberobjekte durch das Bomann-Museum erst ab 1960 erfolgte, ist die Klärung ihrer Provenienz zwischen 1933 und 1945 im Sinne der Washingtoner Erklärung ebenso relevant. Silberobjekte waren als Gebrauchsgegenstände in den Haushalten jüdischer Familien vorhanden oder als Stücke von hohem künstlerischem Wert in jüdischen Kunstsammlungen vertreten.
Ab 1938 war kein freihändiger Verkauf dieser Silbergegenstände mehr möglich, und 1939 wurde die Anordnung erlassen, sie bei öffentlichen Leihämtern abzuliefern. „Kunst- und Seltenheitssilber“ wurde dabei nicht eingeschmolzen, sondern zu geringen Preisen an die Bevölkerung, aber auch an Museen verkauft. Allerdings hatte der Entzug von Silber in jüdischem Eigentum, wie bei vielen anderen Objekten auch, schon vor 1938 begonnen. Nicht selten musste es aufgrund der zunehmenden Repressalien zwangsweise veräußert werden.
Im Rahmen der Tagung werden verschiedene Ansätze der bisherigen Forschungen zum Oberthema Silber vorgestellt und diskutiert. Somit sind Beiträge zur Provenienzforschung zu musealen Silbersammlungen ebenso vertreten wie Vorträge zu Erwerbungen bei den Leihämtern in den Jahren 1939/40, zu Judaika sowie zu einschlägigen Kunsthandlungen und Einzelfallrecherchen.
Am Donnerstag, den 5. Mai 2022 veranstaltet das Bomann-Museum Celle in der Zeit von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr eine Tagung über Provenienzforschung zu Silberbeständen.
Die Tagung wird in hybrider Form stattfinden, sodass die Teilnahme sowohl in Präsenz als auch online möglich ist. Sie ist in beiden Fällen kostenlos. Bitte geben Sie bei der Anmeldung an, in welcher Form Sie teilnehmen möchten.
Die Anmeldung ist per E-Mail für die Teilnahme in Präsenz bis zum 28.04.2022 möglich, für einen Onlinezugang bis zum 04.05.2022.
Tagungsorganisation und weitere Informationen
Dr. des. Christopher M. Galler
05141 12-4505
Tagungsprogramm
9:45
Registrierung/Anmeldung
10.00
Begrüßung und Einführung
Susanne McDowell,
Kulturdezernentin der Stadt Celle
Stefan Daberkow,
Direktor der Celler Museen
Dr. Uwe Hartmann,
Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
10:30
Das Celler Silber im Bomann-Museum – Provenienzforschung zu einer regionalen Silbersammlung
Dr. des. Christopher M. Galler,
Bomann-Museum Celle
11.15
Die Zeitschrift „Die Weltkunst“ – Eine Quelle zum Handel mit historischem Silber auf dem deutschen Auktionsmarkt in der Zeit 1927–1944
Patrick Golenia,
Kunsthistoriker, Berlin
11.45
Kaffeepause
12:00
„Silbernetzwerke“ aus Hamburger Sicht
Wiebke Müller,
Mitarbeiterin des Museums für Hamburgische
Geschichte und freie Provenienzforscherin
12:30
Silberbestände in jüdischem Übersiedlungsgut in Hamburg und Bremen
Dr. Kathrin Kleibl/Susanne Kiel,
Deutsches Schifffahrtsmuseum – Leibniz-Institut
für Maritime Geschichte, Bremerhaven
13:00
Mittagspause
14:00
Die Bestände des sogenannten „Leihamtssilbers“ am Münchner Stadtmuseum
Dr. Regina Prinz,
Münchner Stadtmuseum
14.20
Stuttgarter Akten zur Zwangsabgabe von Silberobjekten aus jüdischem Besitz
Malena Alderete,
Landesmuseum Württemberg, Stuttgart
14.45
Die Schatzkammer des „Goldfasans“. Aus der Provenienzforschung zu Goldschmiedewerken der „Sammlung Hermann Göring“
Dr. Ilse von zur Mühlen,
Provenienzforscherin, München
15.30
Kaffeepause
15.45
Die Rekonstruktion der Judaika-Sammlung Max Raphael Hahn
Janine Schmitt,
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
16.30
Abschlussdiskussion
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Veranstaltungsort
Residenzschloss Celle (Rittersaal) und digital
Schloßplatz 1
29221 Celle