Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Kronenstraße 5
10117 Berlin
Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht wurde in den drei Westzonen ein Demokratisierungsprozess eingeleitet. In der Sowjetischen Besatzungszone hingegen errichteten die neuen stalinistischen Machthaber eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild. Die gewaltsame Transformation der Wirtschaft hatte schwerwiegende Folgen für die Betroffenen: Das waren private Eigentümer von Handwerks- und Wirtschaftsunternehmen, Industrielle und Besitzer von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben. Tausende Bewohner der sowjetischen Besatzungszone wurden unabhängig von der Flächen- oder Betriebsgröße entschädigungslos enteignet (Konfiskation), und ihr Vermögen wurde beschlagnahmt. Begleitet war dies von brutalen Repressionen: Die Betroffenen wurden vertrieben, politisch verfolgt und verhaftet. Die gewaltsame Vorgehensweise wurde von diesen mehrheitlich als „staatlicher Raub“ empfunden. Die daraus entstandenen Erfahrungen waren bisweilen traumatisch und können bis heute fortwirken. Schließlich wurden durch die staatlichen Maßnahmen in großem Ausmaß Kunst- und Kulturgut beschlagnahmt sowie kulturelles Erbe zerstört.
Der Fachtag widmet sich dem Thema „entschädigungslose Enteignungen“ aus verschiedenen Perspektiven. Der Themenkomplex soll sowohl aus historischer und juristischer Sicht, als auch aus soziologischer und persönlicher Perspektive beleuchtet werden. Einige der zu behandelnden Fragen und Themen sind:
- Welche Erkenntnisse hat die historische Forschung bis heute gewonnen? Wie wirken sich diese auf aktuelle Debatten aus?
- Welche Konsequenzen hatten juristische Entscheidungen und der juristische Umgang mit Rehabilitierungen seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft für die Eigentumsverhältnisse der Betroffenen?
- Was ist der Unterschied zwischen „Enteignung“, „Raub von Eigentum“ und “Konfiskation”und wie sind die entsprechenden Vorgänge rechtlich zu bewerten?
- Welche Folgen hatte die gewaltsame Durchsetzung des kommunistischen Wirtschaftssystems für Traditions- und Familienbetriebe in der DDR? Welche persönlichen Schicksale sind damit verbunden?
Nicht zuletzt widmen sich die Experten und Zeitzeugen auf dem Fachtag der Frage nach dem übergeordneten kulturellen Erbe: Welche Folgen hatte die brutale Vorgehensweise der sowjetischen Besatzungsmacht und späteren DDR-Regierung für Kunst- und Kulturgut, und wie hoch sind die Verluste?
Anmeldung
Melden Sie sich bis zum 14. Februar über unser Online-Formular an.
Programm
Begrüßung
10:00 Uhr: Amélie zu Eulenburg | Leiterin des Arbeitsbereichs Gedenkstätten und Erinnerungskultur
Einführung “Enteigungen in Wirtschaft, Handel und Gewerbe”
10:15 – 10:35 Uhr: Enteignungen in Wirtschaft, Handel und Gewerbe in SBZ/DDR | Dr. Rainer Karlsch, Humboldt-Universität zu Berlin
Vortrag mit anschließender Diskussion
10:35 – 10:55 Uhr: Rehabilitierungsverfahren von Vermögenseinzug in SBZ und DDR | Andreas Giese, Rechtsanwalt, DDR-Folgen-Recht
11:15 – 11:30 Uhr: Kaffeepause
Einführung “Enteignungen in der Landwirtschaft”
11:30 – 11:50 Uhr: Einführung: Enteignungen in der Landwirtschaft | Dr. Jens Schöne, Stellv. Aufarbeitungsbeauftragter Berlin
Vorträge mit anschließender Diskussion
11:50– 12:10 Uhr: Enteignungen von Kulturgut | Dr. Annette Müller-Spreitz, Koordinierungsstelle Provenienzforschung in Sachsen-Anhalt
12:10 – 12:30 Uhr: Enteignung von Familienunternehmen in SBZ und DDR | Dr. Bettina Wurster, Stiftung Familienunternehmen
12:50– 13:30 Uhr: Lunch
Erfahrungsbericht mit anschließender Diskussion
13:30 – 14:15 Uhr: Erfahrungsberichte
- Manfred Graf Schwerin | Arbeitsgemeinschaft Recht und Eigentum
- Jan Janssen | Zeitzeuge
14:45 – 15:00 Uhr: Kaffeepause
Abschlussdiskussion
15:30 – 16:30: Abschlussdiskussion zum Thema Umgang mit geraubtem Eigentum und Enteignungen nach 1990
- Andreas Giese | Rechtsanwalt, DDR-Folgen-Recht
- Dr. Bettina Wurster | Stiftung Familienunternehmen
- Dr. Annette Müller- Spreitz | Koordinierungsstelle Provenienzforschung in Sachsen-Anhalt
- Dr. Rainer Karlsch | Humboldt-Universität zu Berlin