Noch mehr Offenheit und Vernetzung in der Provenienzforschung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste startet neue Forschungs-Datenbank Proveana

23.01.2020

Das Deut­sche Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te hat mit der am 23. Ja­nu­ar on­line ge­gan­ge­nen Pro­vea­na die bun­des­weit bis­her um­fas­sends­te Pro­ve­ni­enz­for­schungs-Da­ten­bank ge­star­tet. Über Pro­vea­na sind zu­nächst die Er­geb­nis­se der bis­her von der Stif­tung und zu­vor von der „Ar­beits­stel­le für Pro­ve­ni­enz­for­schung“ ge­för­der­ten For­schungs­pro­jek­te so­wie Da­ten und Be­rich­te zur Pro­ven­ienz­re­cher­che im Fall Gur­litt re­cher­chier­bar.

Kul­tur­staats­mi­nis­te­rin Mo­ni­ka Grüt­ters: „Der heu­ti­ge Start der Da­ten­bank Pro­vea­na ist ein Mei­len­stein in der Pro­ve­ni­enz­for­schung. Durch das neue An­ge­bot des Deut­schen Zen­trums Kul­tur­gut­ver­lus­te wer­den die Trans­pa­renz und vor al­lem die Ver­net­zung un­zäh­li­ger For­schungs­er­kennt­nis­se ge­stärkt. Das ist ein großer Fort­schritt für die Auf­ar­bei­tung des na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Kul­tur­gu­trau­bes. Die mit Pro­vea­na ver­bes­ser­te Wis­sens­ba­sis ist ein Ge­winn für die Wis­sen­schaft und die For­schungs­ar­beit in Mu­se­en und Samm­lun­gen, in Bi­blio­the­ken und Ar­chi­ven so­wie für vie­le Pro­ve­ni­enz­for­scher. Pro­vea­na wen­det sich zu­dem an die vom Kul­tur­gu­traub Be­trof­fe­nen und de­ren Nach­fah­ren. Es ist da­mit ein wei­te­res un­mit­tel­ba­res An­ge­bot für all die­je­ni­gen, de­nen auch wei­ter­hin un­se­re gan­ze Auf­merk­sam­keit und all un­se­re An­stren­gun­gen gel­ten müs­sen – für die Op­fer des na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Kul­tur­gu­trau­bes und ih­re Fa­mi­li­en.“

Die frisch ge­star­te­te Da­ten­bank ist als ste­tig wach­sen­de Un­ter­neh­mung kon­zi­piert: Sie wird von ei­nem Re­dak­ti­ons­team stän­dig mit neu­en In­for­ma­tio­nen ge­füllt und ak­tua­li­siert. Das neue An­ge­bot steht in­halt­lich auf vier Bei­nen. Es ver­sam­melt For­schungs­er­geb­nis­se aus den von der Stif­tung ge­för­der­ten vier Be­rei­chen: NS-Raub­gut, Kriegs­ver­lus­te, Kul­tur­gut­ent­zie­hun­gen in der So­wje­ti­schen Be­sat­zungs­zo­ne und der DDR so­wie Kul­tur- und Samm­lungs­gut aus ko­lo­nia­len Kon­tex­ten. Der Schwer­punkt liegt da­bei auf dem Kul­tur­gut­ent­zug zwi­schen 1933 und 1945. Pro­vea­na bie­tet In­for­ma­tio­nen über Per­so­nen, In­sti­tu­tio­nen und Er­eig­nis­se, über Samm­lun­gen und Ob­jek­te. Da­zu kom­men wei­ter­füh­ren­de Quel­len, Ar­chi­va­li­en, Li­te­ra­tur und di­gi­ta­le An­ge­bo­te. „Pro­vea­na soll ei­ne Road­map wer­den für For­scher und In­ter­es­sier­te“, so der wis­sen­schaft­li­che Vor­stand des Deut­schen Zen­trums Kul­tur­gut­ver­lus­te, Gil­bert Lup­fer. „Die Da­ten­bank soll Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern, aber auch Be­trof­fe­nen of­fen ste­hen für ih­re ei­ge­nen Re­cher­chen.“

Die Idee da­hin­ter: Pro­vea­na fasst zu­sam­men und durch­leuch­tet, was in der ge­för­der­ten Pro­ve­ni­enz­for­schung seit 2008 zu­sam­men­ge­tra­gen wur­de. Sie bün­delt For­schung, macht Re­sul­ta­te leich­ter hand­hab­bar und gibt tie­fe Ein­bli­cke. Pro­vea­na er­hebt selbst­ver­ständ­lich kei­nen An­spruch auf Voll­stän­dig­keit. Sie soll wach­sen und sich ver­zwei­gen, die Er­trä­ge der Pro­ve­ni­enz­for­schung trans­pa­rent und bes­ser nutz­bar ma­chen. Pro­vea­na, so Lup­fer, soll „neue Ver­bin­dun­gen her­stel­len, Mög­lich­kei­ten und We­ge auf­zei­gen, In­ter­es­sier­ten und For­schern neue Res­sour­cen er­öff­nen und sie in ih­rer Ar­beit un­ter­stüt­zen. Da­hin­ter steht im­mer un­ser An­spruch, zu Lö­sun­gen bei­zu­tra­gen, die im Sin­ne der Op­fer von Kunst­raub und Kul­tur­gut­ent­zug sind.“

Pro­vea­na er­laubt auch den Zu­griff auf In­for­ma­tio­nen der eben­falls vom Deut­schen Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te be­trie­be­nen Lost Art-Da­ten­bank. Die­se er­fasst vor al­lem Kul­tur­gü­ter, die un­ter der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ge­walt­herr­schaft ins­be­son­de­re jü­di­schen Ei­gen­tü­mern ver­fol­gungs­be­dingt ent­zo­gen wur­den.

Das Deut­sche Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te in Mag­de­burg ist ei­ne 2015 vom Bund, den Län­dern und den kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­den ge­grün­de­te Stif­tung. Es ist na­tio­nal und in­ter­na­tio­nal der zen­tra­le An­sprech­part­ner zu Fra­gen un­recht­mä­ßi­ger Ent­zie­hun­gen von Kul­tur­gut, das sich heu­te in Samm­lun­gen deut­scher kul­tur­gut­be­wah­ren­der Ein­rich­tun­gen be­fin­det. Das Haupt­au­gen­merk des Zen­trums gilt hier­bei dem im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ver­fol­gungs­be­dingt ent­zo­ge­nen Kul­tur­gut ins­be­son­de­re aus jü­di­schem Be­sitz. Das Zen­trum ver­steht sei­ne Ar­beit als wich­ti­gen Bei­trag zur Wie­der­gut­ma­chung er­lit­te­nen Un­rechts.

Artikel-Informationen

27. Januar 2020

https://www.proveana.de/