Raubkunst gehört auch im Norden zum Bestand vieler Museen: unrechtmäßig erworbene Bilder und Objekte, Möbel, ja ganze Sammlungen. Woher kommen diese Objekte? Wo sind die Besitztümer von Opfern des Nationalsozialismus geblieben? Und was passierte mit in der DDR beschlagnahmten Kunstwerken? Unter dem Titel „Museumsdetektive – Auf den Spuren geraubter Kunst im Norden“ informieren die Kulturredaktionen des Norddeutschen Rundfunks im Fernsehen, im Radio und online ab Montag, 15. Oktober, wie norddeutsche Ausstellungshäuser nach der Herkunft ihrer Objekte forschen, und bieten eine Bestandsaufnahme.
Die gemeinsame Recherche von „Kulturjournal“ (NDR Fernsehen), NDR Info, NDR Kultur und NDR Online führte zum Beispiel zur Geschichte der jüdischen Familie Hahn aus Göttingen. Sie verlor in der Pogromnacht 1938 ihr Zuhause und wurde in Beugehaft genommen. Ihre wertvolle Sammlung von Judaica wurde geraubt, ein Großteil der Familie fiel dem Holocaust zum Opfer. Die Erben haben privat einen Provenienzforscher beauftragt, die Geschichte der Sammlung zu erforschen. Eine Spur führt ins Museum für Kunst und Gewerbe nach Hamburg – und tatsächlich findet sich dort achtzig Jahre später ein Stück aus dem ehemaligen Familienbesitz. Ein weiterer Fall betrifft Kunstgegenstände, die Bürgern der DDR bei der legalen Ausreise genommen und oft weiterverkauft wurden. Dieses Kapitel deutscher Geschichte ist noch so gut wie unbeleuchtet.
Die Sendungen im Einzelnen:
NDR Fernsehen/„Kulturjournal“, 22.45 Uhr
- Auf den Spuren der Sammlung Hahn aus Göttingen – Spektakulärer Fund in Hamburg; Sendetermin: 15. Oktober / Autorin: Sophia Münder
- Aus historischer Verantwortung – Provenienzforschung im Norden; Sendetermin: 22. Oktober / Autorin: Sophia Münder
- Historische Analogie – Wie die DDR sich mit Kunst bereicherte; Sendetermin: 29. Oktober / Autorin: Sylvie Kürsten
Im Tagesprogramm von NDR Kultur und NDR Info laufen ab dem 15. Oktober folgende Beiträge:
- Wie funktioniert Provenienzforschung? / Autor: Jonas Kühlberg
- Die Geschichte der jüdischen Familie Hahn aus Göttingen / Autorin: Sophia Münder
- Provenienzforschung in Heimatmuseen am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern / Autorin: Lenore Lötsch
- Ein Gemälde kehrt zurück – mehr als 75 Jahre nach der Enteignung durch die Nationalsozialisten erhalten die Erben ein Gemälde aus dem Familienbesitz zurück / Autorin: Silke Lahmann-Lammert
- Kunstraub in der DDR: Erst jetzt beginnen die Forscher mit der Ausarbeitung/ Autorin: Silke Lahmann-Lammert
- Gespräche mit Kunstraub-Experten sowie Beiträge im „Journal“ auf NDR Kultur (Montag bis Freitag ab 19.00 Uhr)
NDR Info hat zu dem Schwerpunkt zudem zwei lange Sendungen im Programm:
- Die Reportage: Great Grandfather Jaffés Gemälde kehrt zurück in die Familie: Das Museum in Celle hat nach langer Recherche die Erben der ursprünglichen Eigentümer eines Tischbein-Gemäldes ermittelt. Mehr als ein Dreivierteljahrhundert, nachdem die Nationalsozialisten sich ihrer Sammlung bemächtigten, kehrt die „Waldlandschaft“ nun zu den englischen Urenkeln von Alfons und Hedwig Jaffé zurück.
Autorin: Silke Lahmann-Lammert
Sendetermin: Sonntag, 21. Oktober, 6.30 Uhr und 17.30 Uhr - Forum am Sonntag: Wenn das Regime seine Bürger prellt: Staatlich organisierter Kunstdiebstahl in der DDR: Raubkunst – diesen Begriff kennen wir bisher vor allem aus der Zeit des Nationalsozialismus. Doch auch in der DDR gab es Kunstraub. Das „Forum am Sonntag“ schildert den Fall eines früheren DDR-Bürgers, dessen Bilder bei seiner Ausreise beschlagnahmt wurden. Heute hängen diese Kunstwerke in zahlreichen Museen, vielfach ohne Anerkennung des Unrechts und ohne Hoffnung auf Rückgabe.
Autorin: Silke Lahmann-Lammert
Sendetermin: Sonntag, 28. Oktober, 6.05 Uhr und 17.05 Uhr
NDR Online:
Dokumentation der Recherche und Veröffentlichung der genannten Fallgeschichten und Beiträge unter www.NDR.de/museumsdetektive
14. Oktober 2018 / IB