20.12.2017
In der zweiten Antragsrunde 2017 (Stichtag: 1. Oktober) hat der Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste 21 Anträgen von Museen, Bibliotheken, wissenschaftlichen Institutionen, Archiven und einer Privatperson zugestimmt, bei 14 Anträgen vorbehaltlich der Erfüllung zusätzlicher Voraussetzungen. Er ist damit entsprechenden Empfehlungen des Förderbeirats des Zentrums gefolgt und setzt so 2017 für die dezentrale Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut bislang insgesamt Fördermittel in Höhe von rund 4 € Millionen Euro ein, was dem Fördervolumen der Vorjahre entspricht.
„Erstmalig ist dem Antrag einer Privatperson auf Förderung von Provenienzforschung entsprochen worden“ erklärt Gilbert Lupfer, wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste. „In diesem Fall werden Erben bei der Forschung zur Rekonstruktion einer in Zwangsauktionen veräußerten Kunstsammlung unterstützt. Dies ist ein wichtiger neuer Schritt in der Entwicklung der Förderung von Privatpersonen. “
Eine Übersicht der bewilligten Projekte befindet sich im Anhang.
Seit Beginn der von Bund und Ländern ermöglichten Förderung von Projekten zur Provenienzforschung im Jahr 2008 haben die bis jetzt geförderten Einrichtungen rund 23,75 Millionen Euro erhalten. In diesen Institutionen konnten damit bis heute insgesamt 268 Projekte (davon 185 langfristige und 83 kurzfristige) realisiert werden.
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste versteht sich national und international als zentraler Ansprechpartner zu Fragen unrechtmäßiger Entziehungen von Kulturgut in Deutschland im 20. Jahrhundert. Es fördert die Provenienzforschung über finanzielle Zuwendungen und dokumentiert Kulturgutverluste als Such- und Fundmeldungen in seiner öffentlich zugänglichen Datenbank „Lost Art“.
Weitere Informationen zu den Fördermöglichkeiten unter www.kulturgutverluste.de
Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
Stiftung bürgerlichen Rechts
Pressestelle
Humboldtstraße 12 | 39112 Magdeburg
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Telefon +49 (0) 391 727 763 24
Telefax +49 (0) 391 727 763 6
presse@kulturgutverluste.de
www.kulturgutverluste.de
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Anhang zur Pressemitteilung
Die geförderten 21 Einrichtungen und eine Privatperson sind im Einzelnen:
– Bomann-Museum Celle
– Braunschweigisches Landesmuseum
– Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, Leibniz-Institut für deutsche Schifffahrtsgeschichte
– Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg
– Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
– Landesarchiv Baden-Württemberg Abteilung Staatsarchiv Sigmaringen
– Landschaftsverband Südniedersachsen e.V. Göttingen
– Lindenau-Museum Altenburg
– LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster
– Museum Angewandte Kunst Frankfurt am Main
– Museumsstiftung Post und Telekommunikation Museum für Kommunikation Berlin
– Museum Huelsmann Bielefeld
– Museumslandschaft Hessen Kassel
– Museum Ulm
– Musikwissenschaftliches Institut der Universität zu Köln
– Staats- und Universitätsbibliothek Bremen
– Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
– Stadtmuseum Tübingen
– Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf
– Zentralinstitut für Kunstgeschichte München
– Dr. Bernhard Kosel: Rekonstruktion der historischen Sammlung Fuchs
Davon erhalten drei Institutionen erstmalig eine Förderung:
– Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg
– Lindenau-Museum Altenburg
– LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster
Acht Einrichtungen sind bereits gefördert worden und beginnen nun ein neues Projekt:
– Landesarchiv Baden-Württemberg Abteilung Staatsarchiv Sigmaringen
– Landschaftsverband Südniedersachsen e.V. Göttingen
– Museumsstiftung Post und Telekommunikation Museum für Kommunikation Berlin
– Museumslandschaft Hessen Kassel
– Stadtmuseum Tübingen
– Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf
– Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
– Zentralinstitut für Kunstgeschichte München
Bei neun Einrichtungen wird die Förderung fortgeführt:
– Bomann-Museum Celle
– Braunschweigisches Landesmuseum
– Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, Leibniz-Institut für deutsche Schifffahrtsgeschichte
– Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
– Museum Angewandte Kunst Frankfurt am Main
– Museum Huelsmann Bielefeld
– Museum Ulm
– Musikwissenschaftliches Institut der Universität zu Köln
– Staats- und Universitätsbibliothek Bremen
Eine Privatperson wird erstmals gefördert:
– Rekonstruktion der Sammlung Fuchs, Antragssteller ist der Nachfahre Dr. Bernhard Kosel
Übersicht aller Projekte:
Bomann-Museum Celle
Im dritten Projektjahr wird im Rahmen einer systematischen Bestandsprüfung weiterhin eine Basisüberprüfung für die Zugänge zwischen 1933 und 1945 vorgenommen sowie gezielt zu Erwerbungen bei Hans W. Lange (Berlin) und etwa 80 Zugängen jüdischer Bürger Celles und Umgebung geforscht.
Braunschweigisches Landesmuseum
In einem dritten Projektjahr werden im Rahmen einer systematischen Bestandsprüfung 115 Objekte mit konkreten Verdachtsmomenten, u.a. aus dem Nachlass von Karl Steinacker und der Formsammlung von Walter Dexel, untersucht.
Deutsches Schiffahrtsmuseum, Leibniz-Institut für deutsche Schifffahrtsgeschichte
Bremerhaven
In einem zweiten und dritten Projektjahr werden im Rahmen einer systematischen Bestandsprüfung weiterhin 400 Objekte aus dem Morgenstern-Museum, 212 Objekte aus der Sammlung Bernartz und 40 Ankäufe aus dem Kunsthandel untersucht. Es handelt sich hierbei u.a. um Gemälde, Grafiken, technisches Kulturgut, Alltagsgegenstände und Atlanten.
Dr. Bernhard Kosel
In einem 24-monatigen Projekt wird die Sammlung von Eduard und Margarete Fuchs rekonstruiert. Das Ehepaar Rosemarie und Dr. Bernhard Kosel, als Erben dieser Sammlung, planen eine wissenschaftliche Rekonstruktion der berühmten Kunstsammlung Fuchs, die auf Druck der Nationalsozialisten in fünf Auktionen versteigert werden musste. Dr. Bernhard Kosel, ehemaliger Kinderarzt in Erbach/Odenwald, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den auch testamentarisch festgelegten Wunsch von Eduard und Margarete Fuchs umzusetzen, die ehemalige Sammlung Fuchs der Öffentlichkeit zu erhalten.
Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg
Im Rahmen einer systematischen Bestandsprüfung werden 91 Gemälde aus der Sammlung der Stiftung Kunstforum Ostdeutsche Galerie sowie fünf Gemälde-Leihgaben der Freunde und Förderer des Kunstforums Ostdeutsche Galerie in Regensburg e.V. untersucht.
Landesarchiv Baden-Württemberg für das Staatsarchiv Sigmaringen
Innerhalb von 12 Monaten sollen einschlägige Bestände, die Provenienzhinweise zu Kulturgut anderer Gedächtnisinstitutionen wie Museen und Bibliotheken enthalten, themenorientiert im Detail erschlossen werden. Darüber hinaus wird im Archiv eine systematische Prüfung der Archiv- und Bibliothekszugänge in der NS-Zeit durchgeführt.
Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern München
Im dritten Projektjahr wird das Erstcheck-Projekt in 11 weiteren Einrichtungen fortgeführt.
Es werden vor allem Sammlungszugänge zwischen 1933 und 1945 untersucht und punktuell tiefenerschlossen, um den Bedarf an weiterführender Forschung zu ermitteln.
Landschaftsverband Südniedersachsen e.V. Göttingen
In einem 12-monatigen Projekt werden nach Abschluss von zwei Erstcheck-Projekten in Südniedersachsen dort, wo der Bedarf an Provenienzforschung festgestellt wurde, tiefergehende Provenienzrecherchen im Rahmen einer systematischen Bestandsprüfung zu ausgewählten Beständen begonnen.
Lindenau-Museum Altenburg
Das Museum in Altenburg wird zunächst für 12 Monate Provenienzforschung im Rahmen einer systematischen Bestandsprüfung durchführen. Untersucht werden Erwerbungen im Kunsthandel zwischen 1946 und 1955, von der Altenburger Kunsthandlung Julius Brauer und das Vermächtnis des ehemaligen Burghauptmannes der Wartburg Hans Albrecht von der Gabelentz.
LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster
In 12 Monaten sollen im Rahmen einer systematischen Bestandsprüfung zunächst Gemälde und Skulpturen der Moderne mit lückenhafter Herkunft und Ankäufe von in den Handel mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut involvierten Kunsthändlern untersucht werden.
Museum Angewandte Kunst Frankfurt am Main
In weiteren 18 Monaten soll im Rahmen einer systematischen Bestandsprüfung die Untersuchung von über 1.000 kunsthandwerklichen Objekte fortgeführt werden, die im deutschen und französischen Kunsthandel zwischen 1933 und 1945 sowie in der Nachkriegszeit erworben wurden.
Museum für Kommunikation Berlin
In einem 12-monatigen Projekt werden Postwertzeichen, Druckstöcke, Bücher, Grafik und Modelle im Rahmen einer systematischen Bestandsprüfung untersucht.
Museum Huelsmann Bielefeld
In einem zweiten und dritten Projektjahr soll die Herkunft von 953 Objekten – insbesondere Silber- und Goldschmiedearbeiten – untersucht werden, die zwischen 1933 und 1979 erworben wurden. Darüber hinaus wird die Rolle der Kunsthandlung F.K.A. Huelsmann in der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit erforscht.
Museum Ulm
In einem zweiten Projektjahr werden im Rahmen einer systematischen Bestandsprüfung von insgesamt 2.100 zwischen 1933 und 1945 erworbenen Objekten schwerpunktmäßig 170 Objekte mit Verdachtsmomenten untersucht.
Museumslandschaft Hessen Kassel
In einem zweiten Projekt werden Provenienzrechechen in der Städtischen Kunstsammlung durchgeführt, deren Gründung auf Stiftungen und Erwerbungen des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Heute bildet die Städtische Kunstsammlung zusammen mit den modernen Werken der Staatlichen Kunstsammlungen den Grundstock für eine Sammlung der Moderne. Im Rahmen des Projekts sollen 259 Gemälde untersucht werden, die zwischen 1933 bis 1959 erworben wurden.
Musikwissenschaftliches Institut der Universität zu Köln
Im zweiten Projektjahr werden weiterhin 77 Musikinstrumente hinsichtlich ihrer Herkunft untersucht. Die Rekonstruktion der Provenienzen erfolgt auch über die Aufarbeitung der Institutsgeschichte während des Nationalsozialismus.
Staats- und Universitätsbibliothek Bremen
In einem dritten Projektjahr sollen weitere 5.000 verdächtige Zugänge und Schenkungen des Kunsthändlers Arnold Blome (etwa 9.000 Bände) überprüft werden.
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
Innerhalb von 12 Monaten werden in einem neuen Projekt Zugänge zu den Sondersammlungen 1933 bis 1945, darunter Nachlässe, Autografen, Karten, Druckgrafik (Kupferstiche) und Einzelstücke (alte Drucke), untersucht.
Stadtmuseum Tübingen
In einem zweiten Projekt soll innerhalb von 12 Monaten die systematische Überprüfung der Eingänge der 1960er bis zu den 1990er Jahren erfolgen.
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf
In einem weiteren Projekt will das Schloss Gottorf im Rahmen einer systematischen Bestandsüberprüfung innerhalb von 12 Monaten die Erwerbungen ab 1946 im Bereich der grafischen Sammlung untersuchen.
Zentralinstitut für Kunstgeschichte München
Das internationale Kooperationsprojekt zur Kunsthändlerfamilie Stern und der Geschichte der Galerie Stern kann mit einer Förderung von zunächst 12 Monaten beginnen.