CALL FOR PAPERS Koloniale Kontexte in Bibliotheken

Workshop organisiert von der dbv-Kommission Provenienzforschung und Provenienzerschließung und dem Projekt IN_CONTEXT in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz 6. bis 7. November 2023

CALL FOR PAPERS
Koloniale Kontexte in Bibliotheken
Workshop organisiert von der dbv-Kommission Provenienzforschung und Provenienzerschließung und dem Projekt IN_CONTEXT in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste
an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
6. bis 7. November 2023

Bereits im Jahr 2021 publizierte der Deutsche Museumsbund den Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, der sich innerhalb kürzester Zeit zum Referenzdokument für Museen im Umgang mit kolonialen Sammlungen entwickelte. Der Deutsche Museumsbund griff damit eine langjährige Diskussion in Gesellschaft und Kulturerbe-Institutionen auf und beförderte die Etablierung der postkolonialen Provenienzforschung in Museen. Bibliotheken spielen in der aktuellen Debatte derzeit kaum eine Rolle, obwohl mit der Bezeichnung „Museen und Sammlungen“ in den meisten offiziellen Dokumenten auch Sammlungen in Bibliotheken inkludiert sind. Explizit wird dies beispielsweise im Eckpunktepapier zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten von Bund und Ländern benannt. Auch der Deutsche Kulturrat weist in diesem Kontext bereits auf Bibliotheken hin. Die dbv-Kommission Provenienzforschung und Provenienzerschließung und das Projekt IN_CONTEXT der Staatsbibliothek zu Berlin nehmen dies als Anlass, um in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste den Umgang mit Beständen aus kolonialen Kontexten in Bibliotheken in den Blick zu nehmen.

Ziel des Workshops ist es, zu diesem Themenfeld Akteure aus Bibliotheken, Interessenverbänden und der Forschung zusammen zu bringen, bereits als einschlägig bekannte Sammlungen vorzustellen und Vorarbeiten für einen Leitfaden zum Umgang mit kolonialen Beständen in Bibliotheken zu leisten. Entsprechend wird der Workshop aus Kurzvorträgen (ca. 15 min) sowie aus Diskussionsrunden zusammengesetzt, um so eine Debatte über Bestände zu kolonialen Kontexten in deutschsprachigen Bibliotheken zu initiieren.
Der Workshop fokussiert auf zwei Themenfelder: Bestände aus kolonialen Kontexten in Bibliotheken (vor allem Bestände aus Unrechtskontexten, wie Plünderungen etc.) sowie Bestände mit Bezug zum Kolonialismus (insbesondere sog. Rezeptionsliteratur). „Koloniale Kontexte“ werden hier – entsprechend der Definition des Deutschen Museumsbundes − breit verstanden und umfassen nicht nur Handeln in direkten bzw. so genannten formalen Kolonialherrschaften. Der Workshop ist daher nicht auf eine Region oder eine historische Phase fokussiert.

Hieran anschließend öffnet sich ein breites Feld an Themen:
– Geschichte des Sammelns und des Sammlungsaufbaus und Reflexionen über bibliothekarische Spezifika
– Praktiken kolonialen Sammelns (in Afrika, Nord-, Mittel und Südamerika, Asien, MENA-Region, Pazifikregion)
– Bestände aus kolonialen Unrechtskontexten, wie der Plünderung von Magdala (1868) oder dem sog. Boxerkrieg (1901) etc.
– Bibliothekarische Provenienzforschung, Restitutionsforderungen an Bibliotheken, Dialog mit Herkunftsgesellschaften
– Umgang mit verschiedenen Beständen: 1) sog. Rezeptionsliteratur, wie Reiseberichte, fiktionale Literatur, kolonialnostalgische oder -revisionistische Literatur etc., 2) Sonderbestände, wie Karten, Nachlässe, Fotobestände, Zeitungen etc., 3) „koloniales Wissen“ aus der Zeit des Kolonialismus, wie Beiträge aus Ethnologie, Sprachwissenschaft, Kartographie etc., 4) Bestände aus kolonialen Kontexten, wie Plünderungen, Kriegen etc.
– Umgang mit Beständen aus kolonialen Kontexten in digitalen Sammlungen oder anderen Repositorien bzw. Umgang mit Metadaten (Disclaimer, Provenienzangaben etc.)
– Diskussionsstand zum Selbstverständnis und zur Transparenz in den jeweiligen Bibliotheken

Vorschläge für Beiträge zu diesen Themen sind herzlich willkommen. Bitte schicken Sie ein Abstract (max. 2000 Zeichen, inkl. Leerzeichen) und einen kurzen CV unter Angabe der institutionellen Anbindung bis zum 15. Juni 2023 (in einer Datei) an . Die Auswahl der Beitragenden erfolgt bis Ende Juni 2023. Reisekosten und eine Übernachtung entsprechend dem Bundesreisekostengesetz können im Rahmen des zur Verfügung stehenden Budgets übernommen werden. Die Workshopsprache ist deutsch. Abhängig von den Zwischenergebnissen ist für 2024 eine Konferenz mit internationaler Ausrichtung geplant.

Die Diskussionsbeiträge sollen 2024 online veröffentlicht werden.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Verantwortlich:
Michaela Scheibe, Abteilung Handschriften und Historische Drucke, Staatsbibliothek zu Berlin
Larissa Schmid, Benutzungsabteilung, Staatsbibliothek zu Berlin
Organisation: Regine Dehnel, Lars Müller, Friederike Willasch

Artikel-Informationen

9. Mai 2023