Städtisches Museum Göttingen

(c) Städtisches Museum GöttingenPräsentation „Die Möbel der Familie Hahn, Restitution ´arisierter´ Objekte aus dem Besitz von Max Raphael und Gertrud Hahn“, (c) Städtisches Museum GöttingenAusstellung „Unter Verdacht“ (c) Städtisches Musem Göttingen

Städtisches Museum Göttingen

 Ankündigung der Ausstellung

Das koloniale Göttingen 1871–1945

24.09.2024- 26.01.2025

Nicht nur Berlin, Hamburg oder Bremen – auch Göttingen hat eine koloniale Vergangenheit: Göttinger Bürger*innen handelten mit Waren aus den Kolonien, organisierten Kolonialausstellungen und –vorträge; in Göttingen stationiertes Militär kämpfte in Kolonialkriegen und Göttinger Professoren setzten sich bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs für die Wiederetablierung kolonialer Herrschaft ein.

Welche Rolle spielte der Kolonialismus zwischen 1871 und 1945 und welche kolonialen Spuren lassen sich bis heute in unserer Universitätsstadt finden? Diesen zentralen Fragen widmen sich Studierende der Universität Göttingen unter der Leitung von Dr. Karolin Wetjen und Charlotte Prauß. In Kooperation mit dem Städtischen Museum und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Iris Olszok erarbeiteten die Studierenden anhand von historischem Quellenmaterial eine Ausstellung zum Kolonialismus in Göttingen.

Anhand von Biographien Göttinger Bürgerinnen und Bürger, wie Hedwig Rohns, Friederike Fricke oder Curt von François, aber auch den Mitgliedern des Göttinger Kolonialvereins, Kolonialwarenhändler*innen und Sammlern erzählt die Sonderausstellung wie alltäglich Begegnungen mit dem Kolonialen waren. Die Biografien, darunter Göttinger Professoren wie Percy Ernst Schramm und Hans Plischke, zeigen, wie koloniale Ideen entwickelt und verbreitet wurden.

 

  • Von 2008 bis 2010 führte das Städtische Museum Göttingen als erstes stadt- und kulturgeschichtliches Museum Niedersachsens ein eigenes Projekt zur Provenienzrecherche durch. Dabei wurden für die Jahre 1933-1945 sämtliche Einträge in den Eingangsbüchern des Museums überprüft. Als Ergebnis konnten über hundert Objekte identifiziert werden, die ihren jüdischen Vorbesitzern unrechtmäßig entzogen worden waren. Unter dem NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgut waren auch Möbel und andere Objekte aus dem Besitz des Ehepaars Max Raphael und Gertrud Hahn, die 1941 dem nationalsozialistischen Völkermord zum Opfer gefallen waren. Diese Möbel und andere Objekte wurden den Nachkommen des Ehepaars Hahn am 8. November 2014 rückerstattet. Die Familie hat sich anschließend entschlossen, die Objekte dem Museum als Dauerleihgabe zu überlassen.
  • Vom 01. 07.2017 bis 30.06.2020: Längerfristig vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördertes Projekt “Arisierung und Neukonzeption. Die Sammlungspolitik des Städtischen Museums Göttingen zwischen 1935 und 1939”: Das Städtische Museum Göttingen hat für die Zeit 1933–1945 einen Zugang von ca. 6.000 Objekten zu verzeichnen. Davon konnten 125 Kulturgüter bereits als arisiert und NS-verfolgungsbedingt entzogen identifiziert werden. Das Museum konzentrierte sich dabei auf Objekte, die durch jüdische Familien in den Bestand gelangt sind. Diese methodische Einschränkung gilt es nun zu überwinden. Unter dem Titel »Die Sammlungspolitik des Städtischen Museums Göttingen zwischen 1935 und 1939« stehen im Rahmen des umfassenden Provenienzforschungsprojekts ergänzende und vertiefende methodische Ansätze im Fokus, um weitere arisierte Objekte zu verifizieren. Einschlägig tätigen Auktionatoren und Antiquitätenhändlern soll verstärkt Aufmerksamkeit zukommen. Diesbezüglich sind im Austausch mit anderen aktuell laufenden Projekten in Göttingen und Niedersachsen wie zum Beispiel des Ethnologischen Instituts der Universität Göttingen neue Kenntnisse zu erwarten. Die Erforschung der Sammlungspolitik des Städtischen Museums im Kontext der Stadtgeschichte und der politischen sowie gesellschaftlichen Strukturen ist hierbei von großem Interesse. Darum gehören neben den Juden auch weitere Opfergruppen des NS-Regimes wie die Göttinger Freimaurerloge und studentische Verbindungen zum Gegenstand der Recherchen. Das Projekt versteht sich als eine sammlungsimmanente Untersuchung zur weiterführenden systematischen Provenienzforschung im Städtischen Museum Göttingen mit dem Schwerpunkt auf der Arisierungspolitik der NS-Zeit (vgl. auch https://www.kulturgutverluste.de/Webs/DE/Forschungsfoerderung/Projektfinder/Projektfinder_Formular.html?queryResultId=null&pageNo=0&show_map=0&pfQueryString=G%C3%B6ttingen&docId=128036)
  • 8. September bis 8. Dezember 2019: Sonderausstellung “Unter Verdacht” http://www.museum.goettingen.de/
  • Kulturgeschichtliche Objekte (Möbel, Ofenplatten u. ä.), bildende Kunst (Gemälde, Grafik)
  • Böhme, Ernst/ Driever, Rainer/ Rohrbach, Rainer: „Gekauft aus dem Nachlass des Bankiers Max Frank“. Arisiertes Kulturgut im Sammlungsbestand des Städtischen Museums, in: Göttinger Jahrbuch (2009), S. 141-150
  • Böhme, Ernst/ Driever, Rainer/ Rohrbach, Rainer: NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut aus jüdischem Besitz im Städtischen Museum Göttingen, in: Die Verantwortung dauert an. Beiträge deutscher Institutionen zum Umgang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut (Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle Magdeburg 8), Magdeburg 2010, S. 137-147
  • Veröffentlichungen in der Lost Art Internet-Datenbank: http://www.lostart.de/Webs/DE/Datenbank/InstitutionFund.html?cms_param=INST_ID%3D752%26menu%3Dinfo
  • Johann, Saskia, NS-Provenienzforschung am Städtischen Museum Göttingen, in: Göttinger Jahrbuch 67 (2019), Göttingen 2019, S. 131–141.

  • Johann, Saskia, „… ein ziemlich anschmiegsamer Charakter“. Der Göttinger Museumsleiter Otto Fahlbusch in der NS-Zeit, in: Göttinger Jahrbuch 68 (2020), Göttingen 2020, S. 85–100.

  • Johann, Saskia, Sammlungen für wohltätige Zwecke. Ein Problem der Provenienzforschung, in: Museumskunde 2 (2020), Berlin 2020, S. 44-47.

  • Johann, Saskia, Wotan. Ein Rätsel ohne Lösung, in: Göttinger Jahrbuch 70 (2022), Göttingen 2022, S. 173-192.