Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten – Vorstellung des Leitfadens des Deutschen Museumsbundes mit Kulturstaatsministerin Grütters

Gemeinsam mit der Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, hat der Deutsche Museumsbund (DMB) am heutigen Montag in Berlin einen Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten vorgestellt.

Der Leitfaden soll einen verantwortungsvollen Umgang mit Objekten aus kolonialen Kontexten in der Museums- und Sammlungsarbeit erleichtern. Er nennt Adressaten und erläutert Begrifflichkeiten, stellt Kategorien kolonialer Kontexte vor, gibt vertiefende Erläuterungen zum europäischen Kolonialismus, zur Sammlungsgeschichte der Museumssparten, zur Provenienzforschung sowie zu rechtlichen Aspekten und liefert konkrete Handlungsempfehlungen.

Für Monika Grütters ist die Provenienzforschung an Sammlungsbeständen aus kolonialen Kontexten in den deutschen Museen eines der aktuell wichtigsten kulturpolitischen Themen: „Es ist mein Ziel, in dieser Legislaturperiode Grundsätze für den Umgang mit den Kulturgütern aus kolonialen Kontexten in Sammlungen und Museen zu erarbeiten – als konsequente Fortsetzung einer Erinnerungspolitik, die großen Anteil hat am mittlerweile wieder hohen Ansehen Deutschlands in der Welt und die ich in meiner ersten Amtszeit mit der massiven Stärkung der Provenienzforschung zur Aufarbeitung des nationalsozialistischen Kunstraubs vorangetrieben habe. Mit diesem Leitfaden legt der Deutsche Museumsbund einen umfassenden Beitrag zu einer Diskussion vor, die hiermit nicht beendet ist, sondern gerade erst beginnt.“

Monika Grütters weiter: „Es ist wichtig, dass die Provenienzforschung auch bei Beständen aus kolonialen Kontexten mit Nachdruck wahrgenommen wird. Transparenz sowie der Dialog mit allen Beteiligten sind dabei unerlässlich. Die Sammlungsforschung ist stets die Basis für einen seriösen Umgang mit der eigenen Geschichte. Ohne detailliertes Wissen zu Erwerbs-, Sammler- und Objektgeschichte lassen sich auch Dialoge auf Augenhöhe mit den Herkunftsgesellschaften und Herkunftsstaaten nur schwer angemessen gestalten. Der heute vorgestellte Leitfaden bietet hierfür eine wichtige Grundlage, er soll als Impulsgeber und als Hilfestellung bei der musealen Arbeit sowie bei möglichen Rückgabeforderungen dienen. Ich bin zuversichtlich, dass dieser Leitfaden, angepasst an die Umstände des Einzelfalls, zu Lösungen für den Umgang mit sensiblen Sammlungsbeständen beiträgt – und damit zum Fortschritt in der Aufarbeitung der Kolonialgeschichte Deutschlands und Europas. Dieser Aufgabe sollten und müssen wir uns mit Aufrichtigkeit und Nachdruck stellen. Viel zu lange war die Kolonialzeit ein blinder Fleck in unserer Erinnerungskultur. Viel zu lange war das in dieser Zeit geschehene Unrecht vergessen und verdrängt. Es endlich ans Licht zu holen, ist Teil der historischen Verantwortung Deutschlands gegenüber den ehemaligen Kolonien – und Voraussetzung für Versöhnung und Verständigung mit den dort lebenden Menschen.“

Vom Deutschen Museumsbund sind Ende dieses Jahres ein interner Workshop mit internationalen Experten aus allen Kontinenten sowie weitere Fachgespräche geplant, aus denen dann im nächsten Jahr eine überarbeitete zweite Auflage des Leitfadens erwachsen soll. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museumsbund wird das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg Grundsätze für die Projektförderung zur Aufarbeitung der Provenienzen von Kulturgütern aus kolonialen Kontexten entwickeln. Dazu soll neben der Provenienzforschung in Museen und Sammlungen auch die Grundlagenforschung zählen.

Der DMB hatte seit 2016 – gefördert aus dem Kulturetat von
Monika Grütters mit 52.000 Euro – Empfehlungen zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten erarbeitet.

Podiumsteilnehmer der heutigen Veranstaltung im Presse- und Besucherzentrum des Bundespresseamtes waren Prof. Dr. Wiebke Ahrndt, Direktorin Übersee-Museum Bremen, und gleichzeitig Leiterin der Arbeitsgruppe zur Erarbeitung des Leitfadens, sowie
Prof. Dr. Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes.

Bei der Vorstellung des Leitfadens waren weitere Mitglieder der insgesamt 14-köpfigen Arbeitsgruppe beim Deutschen Museumsbund, die die Studie verfasst haben, anwesend.

Der Leitfaden ist online abrufbar unter: www.museumsbund.de/kolonialismus