Braunschweigisches Landesmuseum

  • April 2016 bis März 2018 vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördertes langfristiges Projekt “Sammlertum in Braunschweig: Provenienz und Raubkunst seit 1933”: Das Braunschweigische Landesmuseum (BLM), das Herzog Anton Ulrich-Museum (HAUM) und das Städtische Museum Braunschweig (SMBS) planen für das Jahr 2019/20 eine Ausstellung zum Thema „Sammlertum in Braunschweig“. Im Vorfeld dieser Ausstellung untersuchen die Museen seit April 2016 in einem gemeinsamen langfristigen Provenienzforschungsprojekt ausgewählte Sammlungsbestände systematisch auf NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter. Die drei Museen knüpfen damit an insgesamt vier durch die Arbeitsstelle für Provenienzforschung/Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste in den Jahren von 2010 bis 2015 geförderte Kurzprojekte am BLM, HAUM und SMBS an, zu denen bisher auch zwei Publikationen entstanden sind. Das neue aufwendige und ambitionierte Provenienzforschungsprojekt gliedert sich in drei „Suchschnitte“. Beim ersten „Suchschnitt“ geht es um den 1946 auf alle drei Museen verteilten Nachlass des Braunschweiger Museumsdirektors Karl Steinacker (1872-1944) mit über 500 Objekten und mehreren tausend Grafiken. Bei Steinacker stellt sich die Frage, ob er Objekte von Juden und Freimaurern in seine Sammlung übernommen hat. Der zweite „Suchschnitt“ betrifft Erwerbungen des SMBS vor und nach 1945: fünf Gemälde von den bei Lost Art gelisteten Berliner Kunsthändlern Wolfgang Gurlitt (1888-1965) – ein Cousin Hildebrandt Gurlitts – und Wilhelm August Luz (1892-1959), 19 Objekte (darunter zwei Gemälde) des im Zusammenhang mit verdächtigten Objekten als „Zwischenhändler“ bezeichneten Hannoveraner Kunsthändlers Erich Pfeiffer (gest. 1965), 62 Münzen aus „jüdischen Vermögensabgaben“ von der Reichsbank Berlin und 260 Objekte aus der 1955 von der Stadt Braunschweig angekauften privaten Formsammlung Walter Dexels (1890-1973), dessen Erwerbungen für die städtische Braunschweiger Formsammlung bereits als z. T. problematisch angesehen werden mussten. Der dritte „Suchschnitt“ berührt sieben Grafiken und eine Plastik aus der 1933 erfolgten Schenkung der Braunschweiger Gesellschaft der Freunde Junger Kunst an das HAUM. Die Eigentumsverhältnisse der Gesellschaft, die sich 1933 vor dem Hintergrund der NS-„Machtergreifung“ selbst auflöste und mindestens ein jüdisches Mitglied hatte, sind ebenso unklar wie die Provenienz der Objekte. Ziel ist, die ausgewählten Erwerbungen mit unterschiedlichen Verdachtsmomenten auf NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter zu untersuchen und eine möglichst lückenlose Besitzer- bzw. Eigentümerchronologie der verdächtigen Objekte zu erstellen. Die Ergebnisse sollen publiziert werden. In der für 2019/20 von BLM, HAUM und SMBS an drei Orten geplanten gemeinsamen Ausstellung „Sammlertum in Braunschweig“ wird die Provenienzforschung präsentiert und dadurch einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Weiterführende Informationen finden Sie hier: www.kulturgutverluste.de/braunschweigisches-landesmuseum