Kunstsammlung Oetker restituiert NS-Raubgut

Das Bie­le­fel­der Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men Dr. Oet­ker hat ein Ge­mäl­de an die Er­ben des jü­di­schen Kunst­samm­lers Leo Ben­del zu­rück­ge­ge­ben. Bei dem Werk mit dem Ti­tel „Der He­xen­meis­ter“ von Carl Spitz­weg han­delt es sich um NS-Raub­gut.

Leo Ben­del, Ta­bak­händ­ler mit pol­ni­scher Staats­an­ge­hö­rig­keit, leb­te zu­sam­men mit sei­ner Ehe­frau El­se Ben­del (geb. Gol­ze) in Ber­lin und Wien, bis er im Jahr 1935 auf­grund sei­nes jü­di­schen Glau­bens sei­nen Be­ruf ver­lor und kurz dar­auf sei­nen Wohn­sitz in Ber­lin auf­gab. Er ver­kauf­te das Kunst­werk 1937 an die Ga­le­rie Hei­ne­mann in Mün­chen. Im Jahr 1938 leg­te Ben­del sei­ne pol­ni­sche Staats­bür­ger­schaft ab und kon­ver­tier­te ge­mein­sam mit sei­ner Frau zum Ka­tho­li­zis­mus. Den­noch wur­de er im Sep­tem­ber 1939 von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten in Wien ver­haf­tet und ins Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Bu­chen­wald de­por­tiert, wo er im März 1940 er­mor­det wur­de. Sei­ne nicht­jü­di­sche Ehe­frau über­leb­te.

Ca­ro­li­ne Oet­ker er­stand das Carl-Spitz­weg-Ge­mäl­de von der Mün­che­ner Ga­le­rie Hei­ne­mann im Jah­re 1937. Sie ver­mach­te das Bild ih­rem En­kel Ru­dolf-Au­gust Oet­ker. 1998 wur­de es Be­stand­teil der dann ge­grün­de­ten Kunst­samm­lung Ru­dolf- Au­gust Oet­ker GmbH. Im Jahr 2006 hat­ten die Ver­tre­ter der Er­ben von Leo Ben­del die Kunst­samm­lung dar­auf auf­merk­sam ge­macht, dass sich das Ge­mäl­de einst in der Samm­lung von Leo Ben­del be­fand. Bei­de Sei­ten ei­nig­ten sich be­reits 2016 prin­zi­pi­ell auf ei­ne Rück­ga­be des Ge­mäl­des von der Kunst­samm­lung an die Er­ben Leo und El­se Ben­dels, je­doch nahm es Zeit in An­spruch, bis die recht- mä­ßi­gen Er­ben aus­fin­dig ge­macht und ihr An­spruch durch ent­spre­chen­de Erb­nach­wei­se be­legt wer­den konn­ten. Nach­dem das zu­stän­di­ge Ge­richt die an­spruchs­be­rech­tig­te Par­tei nun be­stimmt hat, konn­te das Ge­mäl­de zu­rück­ge­ge­ben wer­den.

Seit 2016 lässt die Kunst­samm­lung die Pro­ve­ni­en­zen der da­zu­ge­hö­ren­den Ob­jek­te um­fas­send re­cher­chie­ren. Ziel ist es, zu über­prü­fen, ob Kunst­wer­ke der Samm­lung ur­sprüng­lich im Be­sitz von Per­so­nen wa­ren, die von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ver­folgt wur­den und ob die Ob­jek­te auf­grund des­sen un­recht­mä­ßig ab­han­den­ge­kom­men sind.

Seit 2017 kön­nen pri­vat­recht­li­che Ein­rich­tun­gen oder Pri­vat­per­so­nen, die bei der ei­ge­nen Su­che nach NS-Raub­gut und fai­ren und ge­rech­ten Lö­sun­gen den Wa­shing­to­ner Prin­zi­pi­en und der Ge­mein­sa­men Er­klä­rung fol­gen, ei­ne För­de­rung der Pro­ve­ni­enz­for­schung beim Deut­schen Zen­trum Kul­tur­gut­ver­lus­te be­an­tra­gen.