DIGITAL BENIN Zusammenführung der königlichen Kunstschätze

Das Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) in Hamburg eröffnet mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung ein internationales Projektbüro zur digitalen Zusammenführung der weltweit zerstreuten Kunstwerke aus dem ehemaligen Königreich Benin. Als beispielloses Wissensforum wird Digital Benin innerhalb der nächsten zwei Jahre Objektdaten und zugehöriges Dokumentationsmaterial aus Sammlungen weltweit bündeln und somit den seit Langem geforderten Überblick zu den im 19. Jh. geplünderten Hofkunstwerken ermöglichen. Ziel ist ein fundierter und nachhaltiger Bestandskatalog über Geschichte, kulturelle Bedeutung und Provenienz der Werke. Das Projekt deutscher, nigerianischer, europäischer und amerikanischer Expert*innen wird mit über 1,2 Mio. Euro von der Ernst von Siemens Kunststiftung finanziert. Der Launch der Website ist im Jahr 2022 geplant.

Die koloniale Besetzung des Königreichs Benin (heute Edo State, Nigeria) durch britische Truppen im Februar 1897 führte zu einer weltweiten Zerstreuung von schätzungsweise 3000 bis 5000 Objekten, die aus dem königlichen Palast und anderen zeremoniellen Stätten entwendet wurden. Die Kunstwerke aus Bronze, Elfenbein und Holz, die häufig unter dem Begriff „Benin-Bronzen“ zusammengefasst werden, stehen heute im Fokus öffentlicher Debatten um Restitution von kolonialem Erbe. In Aussicht stehende Rückführungen können den tragischen Verlust lokalen Wissens und kultureller Werte mindern, doch bedarf es darüber hinaus einer Erschließung vorhandener Wissensressourcen. Ein Gesamtüberblick über die einst zusammenhängenden Objektkomplexe und bis heute erhaltenen Informationen, die auf eine Vielzahl von Institutionen verteilt sind, soll ein umfassenderes Bild von dem Stellenwert dieser herausragenden Kunstschätze ermöglichen.

Die Online-Plattform stellt Daten aus diversen nationalen und internationalen Museumsdatenbanken zusammen, die derzeitig Benin-Werke in ihren Sammlungen halten. Das technische Team wird durch neue digitale und mediale Methoden eine Datenzufuhr für die Plattform entwickeln, die künftig als Modell für die international vernetzte Zusammenarbeit im Museumsbereich und die digitale Zusammenführungen anderer Bestände dienen kann. Das Digital Benin Projekt entsteht in enger Zusammenarbeit mit der Benin-Dialog-Gruppe, der der Königshof Benin, das Edo State Government und die National Commission for Museums and Monuments Nigeria sowie sämtliche europäische Museen mit bedeutenden Benin-Sammlungen angehören.

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